Raumplanung 2

RAUMPLANUNG ⋅ Hochhaus im Einfamilienhausquartier? Gar so weit geht die neue Raumplanung von Bund, Kanton und Gemeinde nicht. Das erläutern Fachleute an einem öffentlichen Anlass der FDP Rorschacherberg.

Fritz Bichsel

Wird nun ein Einfamilienhaus ein Block und ein Mehrfamilienhaus zum Hochhaus? Das fragt FDP-Präsident Roland Vogel angesichts rechtlicher Neuerungen: weniger Bauland mit dem Raumplanungsgesetz des Bundes, Wegfall von Ausnützungsziffer und grossem Grenzabstand mit dem Planungs- und Baugesetz des Kantons. Monique Trummer, die in Rorschacherberg wohnende Leiterin der Stadtentwicklung Gossau, erklärt den fünfzig Besucherinnen im Schloss Wartensee: Hochhäuser sind auch künftig nur an besonders geeigneten Standorten möglich. Siedlungen innen weiter entwickeln, statt ins Grüne bauen, sei schon bisher eine Vorgabe, das werde jetzt aber wirklich umgesetzt. Trotz Verdichtung bleibe Freiraum. Es gehe um die Qualität von Siedlungen. Und die Gemeinde könne steuern, wo dicht und wo lockerer gebaut wird.

Zum Raumplanungsgesetz entstanden kantonale Richtpläne für Baulandbedarf. Die Gemeinden können noch Bauland für 15 Jahre einzonen. Wie viel das ist, ergab eine Berechnung für jede Gemeinde. In der Region Rorschach muss keine das Baugebiet verkleinern. Die Grundlage bildet das Raumkonzept des Kantons für städtische, ländliche oder industrieorientierte Gebiete. Christian Meienberger von Pro Natura beurteilt dieses positiv. Trotzdem würden Ziele des Raumplanungsgesetzes verfehlt: Wegen zu viel Spielraum für Bauzonen, fragwürdiger Umzonungen – bis zur Klassierung von Parkplätzen als Freifläche – oder Umnutzung von Ställen zu Wohnraum ausserhalb des Baugebietes.

Walter Locher, Präsident des kantonalen Hauseigentümerverbandes und FDP-Kantonsrat, ist mit dieser Grundlage weniger glücklich. Noch fehlten Koordination über Kantonsgrenzen hinaus, Aussagen zur Entwicklung des Strassenverkehrs oder Massnahmen für rasche Verfügbarkeit von Bauland für Betriebe.

Viel Arbeit für Gemeinden und mehr Einsprachen

Walter Locher verweist darauf, dass vom neuen Baugesetz, das dichteres Bauen vorgibt, grössere Teile erst in Kraft treten, wenn die Gemeinde ihren Zonnenplan und ihr Baureglement angepasst hat. Er und auch Monique Trummer empfehlen, bei Projekten für dichteres Bauen die Anwohner frühzeitig einzubeziehen. Denn es werde mehr Widerstand geben. Zustimmung sei erreichbar mit hoher Qualität von Bauvorhaben, Umgebungsgestaltung und Verkehrskonzept. Die Stadtplanerin sieht auch Möglichkeiten, dass die Gemeinde Verdichtungen anstösst und beratend begleitet bis zu Lösungen, die Nachbarn akzeptieren.

Unter Leitung von FDP-Vizepräsident Boris Reichardt diskutieren die Referenten die bauliche Entwicklung von Rorschacherberg. Sind die zahlreichen neuen Überbauungen schön? Die Gemeinde kann zwar mit Zonenplan, Baureglement und Sondernutzungsplänen Einfluss nehmen, die Bauform bestimmen aber weitgehend die Investoren. Werden in der Gemeinde zu viele Wohnungen gebaut? Rorschacherberg rechnet mit jährlich 70 zusätzlichen Einwohnern und kann noch etwas mehr Bauland einzonen. Wie viel dann gebaut wird, regelt jedoch der Markt.